In den letzten Monaten habe ich eine Erfahrung gemacht, die nicht schön war, aber die es wert ist erzählt zu werden. Dazu muss ich allerdings etwas weiter ausholen, also habt etwas Geduld. ;)
Im letzten Jahr bin ich durch eine Prüfung gerasselt in der die komplette spanische Grammatik abgefragt wird. Viele fallen durch und unsere Dozenten haben uns vorher praktisch wahnsinnig gemacht. Eigentlich war ich ganz gut vorbereitet und auch im Unterricht hatte ich die meisten Aufgaben richtig. EIGENTLICH ging es mir auch ganz gut, bis zum Prüfungstag. Die Klausur war erst um vier Uhr, also hatte man schon den ganzen Tag um sich verrückt zu machen und als wir dann am Prüfungsraum waren brach die Hölle los. Alle stellten in letzter Sekunde noch Fragen zu irgendwelchen komplizierten Ausnahmefällen und manche, die im Dritt- und Letztversuch waren, waren kaum zu beruhigen. Dazu kommt noch, dass man diese Klausur nur einmal im Jahr schreiben kann und sich somit auch die Studienzeit direkt um ein Jahr verlängert. Naja, das Ende vom Spiel ist, dass ich mit einem Totalausfall in der Klausur saß, Hände am Zittern, Konzentration futsch und letztendlich dann durchgefallen.
Dieses Jahr musste ich also logischerweise noch mal schreiben und ich war natürlich fachlich sehr viel besser vorbereitet – das ist nun mal so wenn man das ganze zwei Mal macht. Ungefähr zwei Monate vor der Prüfung fing dann mein Dilemma an; schlechte Träume, anhaltende Nervosität, keine Konzentration… nach zwei Wochen musste ich mir dann eingestehen, was ich eigentlich schon lange wusste: ich hatte extreme Prüfungsangst. Das ging so weit, dass ich nicht für andere Klausuren lernen konnte, weil ich das Gefühl hatte, damit Zeit von meiner Grammatik-Vorbereitung „zu stehlen“. Egal wann und wo ich gerade war, in meinem Hinterkopf schwirrte immer diese Prüfung herum.
Für jemanden, wie mich, der sonst eigentlich sehr locker in Klausuren geht, war das etwas ganz neues. Ich spreche hier auch nicht von ein Bisschen aufgeregt sein, ich spreche von tatsächlicher, physischer und psychologischer Panik. Der schwierigste Teil in der Bekämpfung dieser Angst war eigentlich erst einmal zuzugeben, dass ich ein Problem habe und zwar nicht nur für mich selbst sondern vor jemandem, der mir helfen kann. Also habe ich mich an meiner Uni schlau gemacht und bin letztendlich zur (kostenfreien) Prüfungsangstbewältigung unserer katholischen Hochschulgemeinde gegangen. Für die Religions-Skeptiker; die Betreuung hatte nichts mit Glaube zu tun, die Mitarbeiter sind nur lediglich bei der Kirche angestellt.
Anfangs fiel es mir nicht leicht mich auf die Übungen einzulassen und ich kam mir echt doof vor, aber als ich mich dem Ganzen öffnen konnte fing ich echt an davon zu profitieren. Was mir auch noch eine große Stütze war, war das intensive Gespräch mit einer Freundin von mir, die chronisch mit Angstzuständen zu kämpfen hat. Ich habe sehr viel über mich und meinen Umgang mit Stress und Panik gelernt. Letztendlich war ich auch dann auch vor und während meiner Klausur super ruhig und bin echt gut durchgekommen. Ob ich dieses Mal bestanden habe steht noch in den Sternen, aber eins steht fest: ich habe mein Bestes gegeben und mehr geht schließlich nicht.
Meine – Gott sei Dank – begrenzte Zeit in diesem Angstzustand hat mich einen ganz neuen Respekt vor Menschen mit Krankheiten wie chronischen Angstzuständen oder Depression gelehrt. Ich bewundere diese Leute dafür, wie sie darum kämpfen, ihr Leben in den Griff bekommen und es so gut sie können zu genießen. Ich habe auch gelernt, dass – für mich – einer der schwierigsten Schritte in der Bekämpfung eines solchen Problemes ist, zuzugeben, dass es wirklich zu einem Problem geworden ist und mir Hilfe zu holen. Und mit Hilfe meine ich nicht irgendwelche Mittel einzunehmen, sondern mich an jemanden zu wenden, der mich betreut, mir hilft und mich bestärkt.
Ich hoffe ganz egoistisch und von ganzem Herzen nie wieder in dieser Situation zu sein und wünsche allen, die noch kämpfen viel Kraft.
XOXO
Sarah
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