Jetzt in der vorlesungsfreien Zeit bin ich endlich mal wieder dazu gekommen ein Buch von einem deutschen Autor zu lesen. Als Fremdsprachenstudent liest man so viel für die Uni, dass man die eigene – eigentlich doch recht tolle – Leselandschaft gezwungenermaßen vernachlässigt. Seit langem wollte ich schon das Buch „Gang nach Canossa“ von Dennis Gastmann lesen, da ich eine Vorliebe für Reise berichte habe. Damit meine ich keine seitenlangen Landschaftsbeschreibungen. Ein guter Reiseroman nimmt dich mit in die Gefühlswert des Autors, denn erst wenn Du die Reise durch seine Augen wahrnimmst wird es wirklich spannend. Sonst würde man ja nur lesen wie jemand hunderte von Kilometern vor sich hinlatscht.
Gastmann hat hier ein farbenfrohes Potpourri an Reisebericht, lustigen Anekdoten, Begegnungen mit interessanten Menschen und geschichtlichen Hintergrundinformationen zusammengestellt. Dazu kommen eine sarkastische Ader, ein recht unsportlicher Wanderer und ein herzlicher Zynismus gepaart mit einer fast kindlichen Neugierde. Das Buch ist super recherchiert, aber das ist nicht weiter überraschend wenn man schon Gastmanns Beiträge, wie zum Beispiel in „80.000 Fragen um die Welt“ kennt.
Alles in allem bekommt der Leser ein äußerst menschliches Buch mit spitzem Humor (irgendwo zwischen Charme und Galgenhumor), das in mehrere recht kurze Kapitel unterteilt ist, die sich schnell zwischendurch lesen lassen. Ein kurzweiliges Buch, das einen viel schmunzeln lässt und ab und an auch sehr weise ist. Die Geschichte ist eigentlich recht simpel und doch spannend; ein recht religions-skeptischer Journalist macht sich auf den Spuren Heinrich IV. auf den Weg von Hamburg nach Canossa. Warum, weiß nicht einmal er, aber vielleicht findet er den Grund ja unterwegs.
„Hierhin ziehe ich mich zurück, wenn ich Ruhe suche“, sagt Herr Bender, „und das will ich Ihnen mit auf den Weg geben: Halten Sie auf Ihrem Gang nach Canossa immer wieder inne, dann hören Sie ihr Herz. Sie müssen nicht Katholik werden, sie müssen sich auch nicht für einen Glaube entscheiden. Aber in den Religionen der Welt sammelt sich Weisheit, und das sollten Sie respektieren.“
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