Eine meiner Lieblingsaktivitäten am Samstagmorgen ist es, über den Bauernmarkt an der Ecke zu schlendern – der Geruch, die Geräusche, das Gewusel. Eine Sache ist mir letzte Woche besonders ins Auge gefallen. Ein junger Mann von zehn Jahren, der in einer Ecke hockte, auf seiner Gitarre klimperte, ein paar Lieder sang und dabei Münzen in einem Hut sammelte.
Was mich besonders berührte war nicht seine Leidenschaft, sondern ein Gespräch zwischen zwei Erwachsenen, die etwas abseits standen. Ich war zufällig in ihrer Nähe, also hörte ich, wie sie sich Dinge zuflüsterten. ‚Oh, das ist süß, aber er ist nicht sehr gut.‘ oder ‚Er singt den Text nicht ganz richtig.‘
Den beiden zuzuhören schockierte mich. Wir neigen dazu Perfektion zu erwarten, denn wir werden täglich mit ihr konfrontiert; im Radio, im Fernsehen und ganz besonders im Internet auf den sozialen Netzwerken. Aber wir vergessen, dass wir alle wie dieser Junge angefangen haben, der versuchte sich etwas dazu zu verdienen und seinen Samstag morgen opferte, um zu üben und sich der Welt da draußen zu stellen.
Talent ist eine Sache, Entschlossenheit eine andere. Hört euch mal frühe Musikaufnahmen von Ed Sheeran an – das ist bestimmt nicht das, was ihr erwartet. Ich war mir dessen bewusst, deshalb wartete ich, bis der Junge sein Lied zu Ende gesungen hatte und ging zu ihm. Ich gab ihm eine Münze und sagte ihm, er solle so weiter machen. Üben. Ich versuchte ihn zu ermutigen, denn ich weiß viele andere werden es nicht tun.
Das hat nichts mit Nettigkeit zu tun, sondern damit, Leute dazu anzuregen, das Beste aus sich selbst herauszuholen. Jeder Mensch hat ein Talent, aber wenn andere nicht willens sind zehn Sekunden, ein Lächeln oder auch nur ein paar Cent zu investieren, werden sie vielleicht nie an den Punkt gelangen, an dem sie wirklich etwas erreichen oder bewegen können. Wir sind schließlich, trotz allem, soziale Wesen und brauchen das Feedback anderer. Wenn ihr also jemanden seht, der ein Instrument spielt, tanzt, malt oder was auch immer: seid ehrlich und seid freundlich. Lügt nicht, indem ihr sagt, etwas sei perfekt, wenn es das (noch) nicht ist. Aber haltet euch nicht zurück, sondern ermutigt andere und auch euch selbst besser zu werden. Vielleicht werde ich eines Tages diesen Jungen im Fernsehen und denken ‚Jep, auch ich habe ihn ermutigt‘. Vielleicht gibt er aber auch nächste Woche auf. Aber es war den Versuch auf jeden Fall wert.
XOXO
Sarah
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